Am traditionellen Lukentag gab es dieses Mal ein echtes Novum. Überall im Fachraumgebäude hatten insgesamt 12 Handwerksbetriebe ihre Stände aufgebaut, um den Schülerinnen und Schülern des 8. und 9. Jahrgangs berufsorientierende Einblicke zu vermitteln.
Das Aufbauende dieser Veranstaltung wurde gleich im Foyer bei den Gerüstbauern deutlich, wo nach einer kurzen Einweisung die IKG-Gesellinnen und -gesellen im spielerischen Wettbewerb auf Zeit vielleicht keine Schlösser in den Himmel bauen, aber zumindest eine berufsorientierende Plattform errichten konnten.
Gleich nebenan war man auf dem Holzweg. In der Tischlerei, die in der Holzwerkstatt Station bezogen hatte, wurde emsig geraspelt und gesägt. Ziel war es – neben Einblicken in die Planung eines Projektes, das Entwickeln eines Gefühls für Material und Bewegungsabläufe und den fachgemäßen Gebrauch von Werkzeugen – ein kleines Produkt zu erstellen: ein Schiff, das durch die wandelnden Wetterlagen beruflicher Zukunftspläne trägt. Dass der Beruf neben der sinnlichen Arbeit mit natürlichen Materialien auch viele technische Fähigkeiten voraussetzt, etwa beim Bedienen von elektrischen Maschinen, wurde beim kräftigen Feilen ganz nebenbei mit den Spänen fallen gelassen.
„Walle! Walle , manche Strecke, dass zum Zwecke Wasser fließe und mit reichem, vollen Schwalle zu dem Bade sich ergieße…“ Was aber, wenn das Ergießen nicht endet oder aus den falschen Röhren trieft? Schon der Zauberlehrling wandte sich hier erfolgreich an den Meister. Und sein Schöpfer selbst betitelte seine autobiographischen Ergüsse mit „Dichtung und Wahrheit“ und schuf damit eine Brücke zwischen solider Klempnerei und klassischer Literatur. Wie man Rohrleitungen so zusammensetzt, dass beide gewährleistet sind, konnten die Schülerinnen und Schüler bei den Heizungs- und Sanitärtechnikern selbst einmal ausprobieren. Auch über die rapide Weiterentwicklung des Berufs durch die fortwährende Modernisierung von modernen Heizungsanlagen konnten die interessierten IKG-Gesellinnen und -Gesellen einiges erfahren. Wie gefragt dieses Handwerk ist, weiß jeder, der sich einmal in der Not des Zauberlehrlings befand oder im nasskalten Hamburger Winter eine defekte Heizung hatte.
Was machen die Menschen, wenn sie Schornsteinfegern begegnen? Diese wesentliche Frage für das allgemeine Lebensglück musste den überraschten Anwesenden erst einmal erklärt werden: Man berührt sie an der Schulter. Dieser zum liebenswerten Brauch gereifte Aberglaube wurde aber gleich historisch eingeordnet. Die Verbindung mit Glücksbringern ist wohl auf den Umstand zurückzuführen, dass die Brände in von Schornsteingen gewarteten Häusern deutlich zurückgingen. Deutlich wurde aber auch, dass der Beruf sich sehr schnell weiterentwickelt. Öl- und Gasheizungen werden sukzessive zurückgebaut und durch moderne Heizanlagen ersetzt. Energietechnik und Energieberatung spielen zunehmend eine Rolle!
Schuster bleib bei deinem Leisten! An diese sprichwörtliche Bedeutung hält sich das Handwerk der Orthopädie und Schuhtechnik ganz bewusst nicht! Wer die komplette Ausbildung durchläuft, erhält medizinische Fachkenntnisse über Knochenbau und Bewegungsapparate. Er lernt, individuell an die Erkrankungen angepasste Schienen und Schuhe maßzuschneidern. Und damit orthopädische Schuhe nicht mehr als solche auf den ersten Blick erkennbar sind, bedarf es zudem kreativer Fähigkeiten im Bereich Design, um den ästhetischen Wünschen der Patientinnen und Patienten zu genügen. Den Vorwurf unförmiger Gehhilfen lässt sich die Innung nicht mehr in die Schuhe schieben. Allerdings drückt der Schuh im Bereich der Ausbildung. Nur wenige junge Menschen melden ihr Interesse an…
Wenn es gefunkt hat, ist das gemeinhin positiv, wenn einem hingegen die Haare zu Berge stehen, stimmt etwas nicht… Eine lange Leitung zu haben, kann im Bereich der Elektrik schnell gefährlich werden. Das zu verhindern, sind gleich drei Elektrobetriebe angerückt, die schnell mit interessierten Schülerinnen und Schülern auf eine Wellenlänge kamen. Unter Strom stand dabei niemand. Geduldig wurden alle Fragen der interessierten Teilnehmenden beantwortet. Sicherungen sind nicht durchgebrannt. Dafür waren die Vertreterinnen und Vertreter zu sehr auf Draht. Die Anwesenheit von gleich drei Betrieben unterstreicht die große Bedeutung von Elektronikern für die Energie- und Gebäudetechnik.
Nur beim Friseur fallen einschneidende Maßnahmen und Kürzungen auf dankbaren Boden. Hier braucht es Geschick und Einfühlungsvermögen sowie die Bereitschaft, sich auf individuelle Wünsche einzustellen und die schnelllebige Modelandschaft im Auge zu behalten. Zudem spielen Erbarmen und Humanität eine zentrale Rolle, etwa wenn es gilt, aus wenigen verbliebenen Resthaaren eine beeindruckende Löwenmähne zu toupieren. Anders als im Cat Stevens-Song ist the first cut not always the deepest, aber Behutsamkeit ist zweifelsohne eine wichtige Voraussetzung dieser Berufssparte.
Zu einer ansprechenden Haartracht gehören ein strahlendes Lächeln und gesunde Zähne. Letztere müssen sich über Jahre durch vieles durchbeißen. Das bleibt bisweilen nicht ohne Spuren. In solchen Fällen sorgt das Dentallabor für Abhilfe. Manche gehen über sieben Brücken, in anderen Fällen braucht es Prothesen oder Zahnersatz. Gefragt sind medizinische Kenntnisse, handwerkliches Geschick und natürlich der nötige Biss. Und eines ist klar: Diese Branche bleibt in allen konjunkturellen Turbulenzen eine sichere Bank.
Gut gepolstert zu sein, ist ein Kompliment für jedes Sitzmöbel. Was dazu nötig ist, Sessel und Sofas richtig in Form zu bringen, so dass man gern und lange darauf verweilt, wurde in der Polsterei-Station anschaulich erläutert. Gute Möbel stehen auf dem goldenen Boden des Handwerks und wer erfolgreich ist, kann sich im Idealfall auch ein finanzielles Polster zulegen.
Ein System zu haben, ist in der Regel von Vorteil, in der Systemtechnik geht es nicht ohne. In dieser Fachrichtung der Ingenieurwissenschaften wird das Zusammenwirken unterschiedlicher Module eines Systems beschrieben, wie zum Beispiel einer Anlage oder Maschine. Hierbei ist eine Kombination aus technischen und Projektmanagementfähigkeiten notwendig, wobei zunehmend digitale Methoden, Modelle und Techniken zum Einsatz kommen. In diesem Berufszweig gab es überwiegend wenig Vorkenntnisse, so dass sich für manchen und manche ganz neue Perspektiven eröffneten.
Initiiert wurde diese gewinnbringende Initiative durch die Elternrätin Frau Gutzki-Heidmann, die als Tischlerin den Kontakt zur Handwerkskammer Harburg hergestellt hat. Bei unserer Koordinatorin für Berufsbildung und der Schulleitung fand diese Idee großen Anklang und so ging es in die Planung. Die Resonanz in der Schülerschaft war durchweg positiv. Für viele war es mehr als nur eine willkommene Ablenkung vom Regelunterricht. Die Möglichkeit, Fachkräfte zu befragen und teilweise auch „handgreiflich“ zu werden, fand großen Anklang.
Wie interessant diese Maßnahme für den Bezirk generell ist, zeigte sich auch darin, dass auch Besucher anderer Schulen daran teilnahmen, um abzuwägen, ob eine solche „Handwerks-Messe“ auch für die eigene Schule geeignet sein könnte. Die Handwerksbetriebe ihrerseits zeigten sich sehr angetan von diesem Austausch mit potentiellen Berufsnachfolgerinnen und -nachfolgern und könnten sich eine Etablierung in Form regelmäßiger Schulbesuche durchaus vorstellen.
Großer Dank gebührt Frau Gutzki-Heidmann für die Initiierung dieser besonderen „Handwerks-Messe“ und Frau Tabbert für die ausgezeichnete Planung und Durchführung!