Vides, ut alta stet nive candidum
Soracte nec iam sustineant onus
silvae laborantes geluque
flumina constiterint acuto.
Horaz, carmen 1,9

Du siehst, wie der Sorakte weiß
aus dem tiefen Schnee emporragt und die Wälder
ihre Last ächzend nicht mehr tragen können und
durch den klirrenden Frost stehen die Flüsse still.

Latein bedeutet für uns am IKG, die Schüler*innen in den Mittelpunkt zu stellen, sie in ihrem jeweiligen Lernprozessen zu unterstützen und sie auf ihrem Weg zum Ziel – nicht nur zum Latinum übrigens – zu begleiten.

Um dieses Ziel zu erreichen, nutzen wir z. B. auch Lernvideos für Erklärungen oder Lego für Satzbauanalyse, um Grammatik haptisch erfahrbar zu machen. Denn an unserer Schule ist es der jungen Lateinfachschaft ein besonderes Anliegen, intuitive Zugänge des Spracherwerbs zu nutzen, und immer wieder den Unterrichtsalltag durch kleinere Projekte motivierend zu gestalten.

Binnendifferenzierung mithilfe von uns bereitgestelltem Material einerseits und themenorientierter Unterricht andererseits sollen für die Schüler*innen motivierend wirken. Dabei werden die Texte so bearbeitet, dass möglichst für die Schüler*innen wichtige Themen in den Vordergrund rücken. Wenn dann später e. g. Horaz in seinem Carmen an Thaliarch Bilder zeichnet, die bei der Lektüre innerlich Gemütlichkeit und Wonne verbreiten, dann ist das nur ein Wert, der durch das Erlernen der lateinischen Sprache erzielt wird; der bei uns Lehrern allerdings die Liebe zur lateinischen Sprache geweckt hat.

Neben dem literarischen Wert vieler Autoren, können rhetorische Fähigkeiten, vertiefte Sprachreflexion und andere unterschiedliche Kompetenzen ins Feld geführt werden, die mithilfe der lateinischen Sprache erlernt werden können. Gerade das genaue Beobachten der Sprache verhilft Schüler*innen zu einem besseren Verständnis der deutschen Sprache, sodass die Lateiner hier mit ihrem Wissen nicht selten hervorstechen.

Neuerdings wird daher auch zunehmend die positive Wirkung von Lateinunterricht auf Nicht-Muttersprachler*innen betont. Weil wir lateinische Texte und deren Übersetzungen intensiv vergleichen, wird das Sprachgefühl der Schüler*innen auch im Deutschen sensibilisiert: Wann nutzen wir eigentlich im Deutschen das Perfekt, wann das Präteritum? Was ist der Unterschied zwischen einem dass-Satz und einem das-Satz? Wie erreiche ich im Deutschen einen eloquenten und situativ angemessenen Ausdruck? Wer sich auf Latein einlässt, wird schnell Fortschritte in diesen Fähigkeiten erreichen, die nicht nur für andere Schulfächer entscheidend sind, sondern auch im Berufsleben unverzichtbar sind.

Doch es ist auch die Alteritätserfahrung, der Umgang mit dem uns ganz Fremden, die das Lateinische uns ermöglicht. Denn ich erhalte mit der Fähigkeit, Latein zu übersetzen, einen Schlüssel für ein Tor in eine uns heute fremde Welt, die aber gleichzeitig Ausgangspunkt für die romanischen Sprachen und unsere Kultur ist. Heute mit dem Gestern zu vergleichen und daraus besser zu verstehen, was uns heute umtreibt, muss Ziel eines heutigen Lateinunterrichts sein.

Knobeln und akribisches Denken gehören dabei genauso auf dem Weg zum Latinum dazu wie die klaren Strukturen, die den Schüler*innen beim Erwerb der oben genannten Schlüsselqualifikationen helfen. So bildet Latein noch heute eine solide Basis für das spätere Studium Ihrer Kinder; ob als Bildungssprache oder tatsächliche Gebrauchssprache im Studium (e.g. Medizin oder Jura). Latein verbessert dabei nicht nur den Wortschatz Ihres Kindes, es schult Sorgfalt, Konzentration und Selbstdisziplin.