Im Rahmen des innovativen Kooperationsprojekts KUNSTPIONIERE zwischen Schulen und Hamburger Museen bzw. Ausstellungshäusern setzen sich zurzeit die Schüler*innen des Kunstprofils „Kulturelle Welten“ forschend und kreativ mit der zeitgenössischen Kunst der weltweit renommierten Fotokünstlerin Cindy Sherman auseinander. Innerhalb des Programms werden die Jugendlichen zu Kunstreporter*innen, Kunstforscher*innen, Kunstvermittler*innen, Kunstschaffenden und Ausstellungsmacher*innen.
Im Oktober durften vier Schüler*innen beim Aufbau der Ausstellung „Cindy Sherman – ANTI FASHION“ in der Falkenbergsammlung dabei sein. Uns wurde beim Besuch in der Aufbauphase eindrücklich klar, dass es einer sorgfältigen Planung bedarf. Die Realisierung einer solchen Ausstellung erfordert die Zusammenarbeit und Koordination verschiedener Experten, darunter Grafiker für Textgestaltung, Architekten zur Schaffung der räumlichen Gestaltung sowie Vermittler, die die Brücke zwischen den Kunstwerken und dem späteren Publikum schlagen.
Wandtexte, welche den Besuchern Hintergrundinformationen zu den ausgestellten Werken liefern, müssen gedruckt und vorbereitet werden. Die Kunstwerke selbst werden häufig aus anderen Ausstellungen übernommen, beispielsweise, wie bei Sherman, aus Stuttgart, und müssen anschließend in Harburg sorgfältig neu arrangiert werden. Die Platzierung der Kunstwerke erfolgt in Übereinstimmung mit den Vorgaben der Künstlerin. Die Wände werden oft neu verputzt und mit Holzleisten versehen, um die Präsentation der Werke zu optimieren. Die Ausstellungsgestaltung hängt von den vorhandenen Ressourcen ab. In der Falkenbergsammlung basiert diese auf detaillierten analogen Plänen anstelle von 3D-Programmen, die in anderen Museen oftmals zum Einsatz kommen. Auch Aspekte wie Tontechnik, Medientechnik und Fotografie werden in die Planung mit einbezogen. Eine besondere Beleuchtung im Raum und abgedeckte Fenster gewährleisten einen kontrollierten Lichteinfall, die der Farbqualität der Werke nicht schadet.
Die Übernahme der Kunstwerke kann je nach Größe und Herkunft der Museen/Sammlungen variieren. Größere Häuser planen oft bis zu fünf Jahre im Voraus, während die Falkenbergsammlung in der Regel schneller agiert und mit einer Vorlaufzeit von etwa eineinhalb Jahren eine Ausstellung umsetzen kann. Bei der Versendung der Kunstwerke werden Zustandsprotokolle erstellt, die bei der Ankunft erneut überprüft werden. Der Transport der Kunstwerke wird oft von einem Kurier durchgeführt, der die Werke sicher zu ihrem Ziel bringt. Ein Registrar kümmert sich um Leihanfragen und die Abwicklung von Leihgaben. Die Kunstwerke werden sorgfältig in Holzkisten, in Bubble Folie und/oder Schaumstoff verpackt, wobei besonders wertvolle Werke in speziellen Kisten aufgehängt werden. Einige Kunstwerke erfordern sogar speziell gekühlte Kisten. Werke, die nicht in der Sammlung aufgehängt werden, kommen in Vitrinen. Diese Vitrinen müssen dafür neu gebaut und aufgestellt werden, um die Kunstwerke angemessen zu präsentieren. Bei all dem wird besonders Wert auf ästhetische Lösungen gelegt, um die Kunstwerke optimal zur Geltung zu bringen. Der kurze Einblick in die Aufbauphase hat uns auf jeden Fall eindrücklich vor Augen geführt, dass die Vorbereitung einer neuen Kunstausstellung akribische Planung, reibungslose Koordination und die Zusammenarbeit verschiedener Expert*innen erfordert!
Der Klausurplan vereitelte zwar, die Pressekonferenz zu besuchen, aber weitere kleine Gruppen aus dem Profil waren bei der Vernissage und einer Kuratorenführung und am 14.11. war nun endlich der gesamte Kurs das erste Mal in der Ausstellung Cindy Sherman „Anti -Fashion“ in der Falkenbergsammlung. Beeindruckt vom Spiel Shermans mit Rollen, Normen, der Mode und sich selbst, ging es im Anschluss an die Führung, darum einen ersten individuellen Bezug zu Shermans Kunst und/oder Themen zu finden. Es wurden Posen nachgestellt, gezeichnet und gedichtet.
Spannend, was Shermans Inszenierungen, die häufig an einem Kipppunkt des „guten Geschmacks“ stehen, im Zeitalter der Selfies und Selbstdarstellung in den sozialen Medien bei den KUNSTPIONIEREN des Profils in Gang setzen?!
(Marlena N. u. A. Hoyer)