Am Freitag, den 10.10.25, führte der 12. Jahrgang unter der Regie von Frau Larink die Theatercollage „Das Prinzip Hoffnung“ in der Aula des IKG auf. Die Denkanstöße des an Blochs berühmten Schriften orientierten Aufführung begannen schon im Foyer, wo das zahlreich erschienene Publikum einen Bogen mit persönlichen Fragen zur Bedeutung von Hoffnung erhielt. „Können Sie ohne Hoffnung denken? Beneiden Sie manchmal Tiere, die ohne Hoffnung auszukommen scheinen, z.B. die Fische im Aquarium?“ So eingestimmt ging es zur postdramatischen Bühne, auf der mit wirkungsvollen theatertheoretischen Mitteln das Thema Hoffnung breit entfaltet wurde. Von den Vorstellungen Blochs über persönliche Hoffnungen der Schauspielenden über mythologische Grundlagen und historische Anspielungen bis hin zu einem beeindruckenden Parforce-Ritt durch die Literaturgeschichte, bei dem zahllose Varianten von Hoffnungsmomenten wieder aufschienen, wurde das Publikum auf eine Gedankenreise entführt, auf der es für jeden und jede viel zu entdecken gab. Dieses „philosophische Literaturtheater“ stellte eindrucksvoll unter Beweis, dass künstlerische Fiktion reale Hoffnung zu geben vermag, dass Erfindung heilsam und lebensförderlich sein kann. Nicht ohne Grund wurde auch aus Jurek Beckers Roman „Jakob der Lügner“ gelesen, dessen Protagonist durch seine erfundenen Wahrheiten Menschen Hoffnung und Überleben ermöglicht. Daneben untermalten sehr realhistorische Auszüge aus Tagebüchern von Ghetto-Insassen auf bedrückende Weise, wie wichtig Hoffnung gerade dann ist, wenn die Aussichten mehr als düster sind. „Wir müssen jungen Menschen Hoffnung geben, auch wenn unsere schwindet“, wird ein Pädagoge aus dem Ghetto zitiert.
Hoffnung gibt es, weil es Übel gibt. Dieser Zusammenhang wurde überzeugend am Mythos veranschaulicht. Beim Öffnen der Büchse der Pandora entweicht das Verderben, aber eben auch die Hoffnung, die wie eine Fackel Licht und Wärme ins Dunkel bringt. Befragt, ob es besser gewesen wäre, die Büchse nicht zu öffnen, wobei mit den Übeln auch die Hoffnung vor der Welt verschlossen geblieben wäre, lautet die Antwort: Nein! Ein Dasein in stagnierender Emotion – eben wie ein Fisch im Aquarium – ist nicht das, was ein menschenwürdiges Dasein ausmacht. Hoffnung scheint dem Menschen angeboren, so wirkte es zumindest, als gegen Ende die Kleinkindgesichter über die Projektionsfläche am hinteren Bühnenrand strahlten.
„Das Prinzip Hoffnung“, dargestellt in einem theatralen Kaleidoskop in immer neuen Farben und Konstellationen, endete mit dem chorischen Gesang des Pink-Songs „Cover me in sunshine“, das vom begeisterten Publikum gleich noch einmal als Zugabe eingefordert wurde. Dieser lichtmetaphorische Hoffnungsstrahl schloss den Rahmen zu dem Eingangstitel „I’m just a dreamer“ von Ozzy Osbourne. Wir träumen und wir hoffen. Wir können gar nicht anders.
Ein Dank gilt den Schauspielenden des 12. Jahrgangs für ihr engagiertes und beeindruckendes Spiel, Frau Larink, der es immer wieder gelingt, junge Menschen fürs Theater zu begeistern und bereichernde Aufführungen zu inszenieren und – last but not least – KANTevent für die souveräne technische Begleitung! Vielen Dank für diesen schönen und anregenden Theaterabend!