Am 08.04.2025 besuchten 22 Schülerinnen und Schüler aus der Oberstufe des Immanuel-Kant-Gymnasiums gemeinsam mit dem 88-jährigen Harburger Zeitzeugen Herrn Knabenreich die Gedenkstätte Vahrendorf.
48 junge „Soldaten“ des „Volkssturms“ bekamen kurz vor der Kapitulation Hamburgs in auswegloser Lage den Befehl, Vahrendorf von den Briten zurückzuerobern. Es war ein „Himmelfahrtskommando“, denn am 26.04.1945 glaubten nur noch Fanatiker an den „Endsieg“, zeitgleich wurden bereits zahlreiche Beweise der Untaten der Nationalsozialisten durch sie selbst andernorts systematisch vernichtet.
Hier aber wurden die jungen Männer als Alibihandlung aufgrund Hitlers Befehl „Hamburg zur Festung zu machen“ in den sicheren Tod geschickt.
Herr Knabenreich konnte noch die Geschichte erzählen, dass die Mutter eines der Soldaten schließlich in einer Gartenlaube nahe des Friedhofes lebte, um ihrem Sohn nahe zu sein.
Gerade lokalgeschichtlich war es für die Schülergruppe eine Neuigkeit zu erfahren, dass auf dem Gelände des heutigen Phoenix-Centers einst ein Lazarett für viele Verwundete errichtet war. Drei mutige Harburger machten sich schließlich mit einer weißen Fahne zu Fuß auf den Weg zu den Briten an die Front, um darum zu bitten, dass der Beschuss auf das Lazarett aufhöre. Sie leiteten so letztendlich Hamburgs Kapitulation durch diese Kontaktsuche ein.
Herr Knabenreich, der als Vertriebener aus Königsberg (dem Geburtsort Kants und des heutigen Kalinigrad) in Harburg strandete, erzählte den Jugendlichen die Lokalgeschichte, aber auch seine persönliche Geschichte sehr anschaulich.
Der Tag stand für alle Beteiligten im Bewusstsein der aktuellen Kriegsgeschehnisse in Europa und der ins Wanken geratenen Weltlage. Die Schülerinnen und Schüler stellten empathische und vor allem interessierte Fragen an Herrn Knabenreich. Eine emotionale Nähe entstand, denn es waren junge Männer, die 15-17-jährig, verblendet durch die zwölfjährige nationalsozialistische Ideologie am
26.04.1945 in ein sinnloses Gefecht und ohne eigene Fronterfahrung zogen. „Wenn ich an den Grabsteinen vorbeigehe, denke ich, dass es mir – wäre ich nur wenige Jahre älter gewesen – genauso hätte ergehen können“.
Wir danken Herrn Knabenreich für die wertvollen Erfahrungen, die er mit der Schülergruppe teilte. Auch am nächsten Tag war der Besuch in der Schule mancherorts noch ein Gesprächsthema.
(C. Langenbach)