Lennart Möbus, der sein Praktikum beim Magazin „LandesEcho“ in Prag absolviert hat, hat einen Bericht über das Betriebspraktikum der Schüler:innen des IKG in Prag verfasst, der auch im LandesEcho erschienen ist.

Von Hamburg nach Prag: Ein Austausch voller Erfahrungen

Nachdem die Prager Schüler des Thomas-Mann-Gymnasium bereits im April dieses Jahres in Hamburg zu Besuch waren, kam nun der Gegenbesuch der zwölf am Austausch teilnehmenden deutschen Schüler des Immanuel-Kant-Gymnasium. Die am 5. Oktober herzlich begrüßten Schüler absolvierten während ihres zweiwöchigen Aufenthaltes in Prag ein Betriebspraktikum bei lokal ansässigen Firmen und Organisationen und erkundeten die Stadt auf verschiedenen Weisen.

Einblick in die tschechische Berufswelt

Während die Prager Schüler des Thomas-Mann-Gymnasiums am regulären Unterricht ihrer Schule teilnehmen, absolvieren die deutschen Schüler in Prag ein Betriebspraktikum. Basierend auf einer ausgegebenen Liste konnten sich die Schüler des Immanuel-Kant-Gymnasiums eine Praktikumsstelle passend zu ihren Interessen aussuchen. Angeboten werden viele verschiedene Praktikumsstellen: So machen manche Schüler ein Praktikum in einer Grundschule, in einem Hotel, bei der Landesversammlung der deutschen Vereine und sogar in der Redaktion des LandesEcho. Der Hamburger Schüler Timur Kazanci hat sein Praktikum an der Grundschule der deutsch-tschechischen Verständigung (ZŠNČP) absolviert . „Zu meinen Aufgaben gehörten die Unterstützungen der Schülerinnen und Schüler sowohl auf sprachlicher als auch auf inhaltlicher Ebene. Ich durfte im Rahmen des Praktikums mehrere Klassen und Lehrer begleiten, dabei konnte ich auch kurze Unterrichtssequenzen selbst leiten“, sagt der 16-jährige Gymnasiast zufrieden über seine Praktikumsstelle. „Ich habe mich für das Praktikum an der Grundschule entschieden, weil mich der Beruf als Lehrer sehr interessiert und ich gerne einen Einblick von einer deutschen Schule im Ausland haben wollte.“ Der Gymnasiast Nikolas Richter war als Schülerpraktikant bei dem zentral gelegenen Hotel Bookquet tätig. „In dem Hotel fungierte ich als Bellman, das bedeutet, dass ich viel an der Rezeption geholfen habe – zum Beispiel konnte ich die Gäste ein- und auschecken – aber ich hatte auch andere Aufgaben, wie den Gästen zu helfen, wenn diese Hilfe brauchten“, sagt der 17-jährige Schüler. „Ich habe mir das Hotel als meine Praktikumsstelle ausgesucht, weil ich selber oft verreise und gerne einen Einblick hinter die Kulissen eines Hotels haben wollte. Bei dem Praktikum konnte ich Menschen von der ganzen Welt und deren Kulturen kennenlernen – das fand ich sehr cool.“

Das Schülerpraktikum: Beidseitige Vorteile

Dieses Schülerpraktikum bietet Vorteile sowohl für die ortsansässigen Firmen und Organisationen als auch für die Schüler selbst. „Die Zusammenarbeit mit meiner Praktikumsstelle bietet mir nicht nur berufliche Erfahrungen im Ausland, sondern öffnet für mich auch noch neue Optionen“, erzählt Matties Lehmann, ein weiterer Praktikant an der Grundschule der deutsch-tschechischen Verständigung. Für die Firmen haben die Praktika ebenfalls Vorteile: „Die Praktikanten bringen etwas ganz Neues in das Team, haben kreative Ideen und unterstützen das Team bei ihren täglichen Aufgaben“, erklärt der Manager der Rezeption des Hotels Bookquet. „Für viele Schüler und Schülerinnen ist der Austausch die erste Erfahrung, für eine längere Zeit in einer Stadt im europäischen Ausland zu leben und zu arbeiten. Die Notwendigkeit, sich in einer neuen Umgebung zurechtzufinden und den Arbeitsalltag zu bewältigen, stärkt ihr Selbstbewusstsein und fördert die Selbstständigkeit der Schüler. Die Schüler lernen im Rahmen der ihnen an den Praktikumsstellen übertragen Aufgaben, Verantwortung zu übernehmen“, berichtet Hannes Mürner der zusammen mit Gabriele Sitte-Kremer den Austausch für das Immanuel-Kant-Gymnasium in Hamburg organisiert. Außerdem erhielten die Schüler wertvolle Einblicke in die Arbeitswelt und können durch den Kontakt mit den Gastfamilien ihre interkulturelle Erfahrung bereichern. Des Weiteren können durch die Zeit im Ausland die Schulgemeinschaft effektiv gestärkt und neue Freundschaften aufgebaut werden.

Erkundung der Stadt

Nach der Arbeit auf der Praktikumsstelle erkunden die Schüler die Stadt auf verschiedene Weise. Dabei organisieren sowohl die Austauschpartner als auch deren Familien Aktivitäten für die freien Tage. Zwischen spontanen Plänen und zufälligen Aufeinandertreffen in der Stadt gab es auch noch das von den Lehrern altbewährte Programm, bestehend aus einem Graffiti-Workshop, Bowling, einer Stadtrallye und einem Treffen auf dem „Signal Festival“.

Der Prag-Hamburg Austausch: Ein etablierter Klassiker

Der vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds unterstützte, seit 2011 jährlich stattfindende Austausch erfreut sich schon seit Jahren an viel Popularität auf beiden Seiten. Der begleitende Lehrer des Immanuel-Kant-Gymnasiums Hannes Mürner findet, dass der Pragaustausch an beiden Schulen ein etablierter Klassiker und ein fester Bestandteil der Schulkultur geworden ist. Die Erzählkultur, die sich um den Austausch gebildet hat, trage massiv zu seinem Erfolg bei. Außerdem seien die Praktikumserfahrung im europäischen Ausland und auch die Förderung sozialer als auch persönlicher Entwicklung weitere Aspekte, die für den Erfolg des Austauschprogramms essentiell seien. „Die Mischung aus Schultradition, beruflicher Erfahrung und der faszinierenden Stadt Prag macht den Austausch zu einem Highlight im Schulleben, das weit über die Schulzeit hinaus in Erinnerung bleibt“, sagt Hannes Mürner abschließend.

Text und Fotos: Lennart Möbus

Titelfoto: H.Mürner