Wie man über „Gute Schule“ auch nachdenken kann, zeigte eindrucksvoll ein kleiner Inselstaat, der sich aber in Sachen Innovation und Bildungspolitik als ganz groß erwies. Neun stellvertretende Schulleitungen und Mitglieder staatlicher Bildungseinrichtungen aus Singapur reisen zurzeit durch Deutschland und tauschen sich mit ausgewählten Schulen in Hamburg, Berlin und München über Schulsysteme und Bildungspolitik aus. Mit solchen Erfahrungen im Gepäck soll dann nach der Rückkehr auf die Insel geprüft werden, was sich an Gutem übertragen lässt. Zugleich profitieren die jeweiligen Gastgeberschulen von den Standards in Singapore und können eine Menge lernen. Dieses Modell wird auch in anderen europäischen Ländern umgesetzt, in denen zurzeit andere Delegationen aus Singapur unterwegs sind – ein teures, aber fantastisches Modell, um Bewährtes aus anderen Nationen kennenzulernen und das eigene Schulsystem dadurch zu befruchten. In Hamburg durfte das IKG Gastgeber der Singapur-Delegation sein.

Nach ihrer Ankunft am Mittwoch wurden unsere Gäste von Frau Schoen durch das Schulgelände und die Angebote unserer Projektwoche geführt, was von der Gruppe mit sichtlichem Interesse und Spaß wahrgenommen wurde. Sehr angetan waren unsere Gäste auch von unseren Schülerinnen und Schülern, die bereitwillig und natürlich auf Englisch ihre Fragen zur Projektarbeit beantwortet haben. Beim gemeinsamen Mittagessen kam es bereits zu ersten Gesprächen über das Eigene und das Fremde, bevor es dann im Anschluss zum offiziellen Austausch mit Lehrkräften unserer Schule kam. Eingeladen waren die Koordinatorinnen und Koordinatoren unserer schulprogrammatischen Säulen und der Europaschule. Die Tatsache, dass Hamburgs Schulen selbstverwaltet sind und die Möglichkeit haben, innerhalb eines vorgegebenen Rahmens eigene schulprogrammatische Schwerpunkte zu setzen und sich ein individuelles Schulprofil zu geben, stieß bei den Singapurern auf großes Interesse, denn diese Freiheit besteht in ihrem eher zentralistischen Bildungssystem bisher nicht. Auch die Freiheit, eine Woche für projektorientiertes Arbeiten bereitzustellen, wäre in Schulen im Inselstaat noch unvorstellbar. Begehrlichkeiten wurden auf Hamburger Seite geweckt, als im Verlauf der Präsentationen ganz nebenbei erwähnt wurde, dass Bildung bei den Staatsausgaben in Singapur an dritter Position steht. Dies macht sich in vielen Bereichen bemerkbar: Im Bereich der Digitalisierung sind uns die Singapurer weit voraus. Die Schülerschaft ist komplett mit digitalen Endgeräten ausgestattet. Jede Lehrkraft erhält jährlich etwa 600 Singapore Dollar zur Aktualisierung der digitalen Ausrüstung. Für die Kollegien an Singapurer Schulen stellt die Nutzung digitaler Medien im Unterricht keinerlei Herausforderung mehr dar. Sie ist gewohnter Bestandteil des Berufsalltags. Bei der Entwicklung von Konzepten für den Umgang mit digitalen Geräten im Unterricht, von Möglichkeiten der digitalen Unterrichtsgestaltung oder der sinnvollen Einbindung von KI etc. wurden dann aber viele Gemeinsamkeiten erkennbar. Dies gilt auch generell für fachübergreifende Bildungsziele wie die Förderung selbständigen und eigenverantwortlichen Lernens, die Erziehung zu staatsbürgerlicher Verantwortung und Nachhaltigkeit.

Nach über drei Stunden eines sehr inspirierenden, lehrreichen und durchaus humorvollen Austausches haben wir unsere Gäste schließlich verabschiedet. Wir sind sehr dankbar für diese Möglichkeit, mit anderen Nationen über Schulqualität zu sprechen und voneinander zu lernen und hoffen auf weitere Gelegenheiten in der Zukunft.

Besonderer Dank gebührt Frau Schoen, die dieses Treffen maßgeblich organisiert und begleitet hat!